Text und Übersetzung

De Poeta

Dat *fregin ih mit firahim
firi uuizzo meista· Dat ero ni
uuas. noh ufhimil. noh paum
noh pereg ni uuas· ninohheinig
noh sunna ni scein· noh mano
ni liuhta· noh der mareo seo.
Do dar niuuiht ni uuas enteo
ni uuenteo· 7 do uuas der eino
almahtico cot· manno miltisto.
7 dar uuarun auh manake mit
inan cootlihhe geista. 7 cot
heilac. Cot almahtico du
himil 7 erda *uuorahtos·
7 du mannun so manac coot
for*pi· for gip mir indino
ganada rehta galaupa.
7 cotan uuilleon. uuistom
7 spahida 7 craft. tiuflun
za uuidarstantanne· 7 arc
za pi uuisanne· 7 dinan uuil
leon za *uurchanne·


Qui non uult peccata sua penitere·
ille uenit iterum ubi iam amplius
illum non penitebunt· nec illorum
se ultra erubescit.


Das erfuhr ich unter den Menschen
als der Wunder größtes, daß Erde nicht
war, noch oben der Himmel, nicht Baum,
noch Berg nicht war, nicht noch irgendetwas,
noch die Sonne nicht schien, noch der Mond
nicht leuchtete, noch das herrliche Meer.
Als da nicht war an Enden
und Wenden, und da war der eine
allmächtige Gott, der Wesen gnädigstes,
und da waren auch manche mit
ihm herrliche Geister. Und Gott
der heilige ... Gott allmächtiger, der du
Himmel und Erde gemacht hast
und der du den Menschen so mannigfach Gutes
gegeben, gib mir in deiner
Gnade rechten Glauben
und guten Willen, Weisheit
und Klugheit und Kraft, den Teufeln
zu widerstehen, und das Böse (Arge)
zurückzuweisen und deinen Wil-
len zu tun (wirken).



Textquelle: Bibliotheca Augustana
(http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/08Jh/Wessobrunn/wes_text.html)

Übersetzung nach: Egon Kühebacher, Das Wessobrunner Gebet - ein Hymnus

7 = tironische Note für das lat. "et"; hier für das ahd. "enti"
* = Sternrune für das Präfix ga-